In den USA und Kanada sind sie weit verbreitet, auch in Großbritannien, Hong Kong und Neuseeland werden sie bereits seit einigen Jahren veranstaltet, sogar Indien und Malaysia hatte schon eines: die Rede ist von den sogenannten „Deaf Film Festivals“ („Gehörlosen Filmfestivals“). In Deutschland gab es bisher kein solches Festival. Kino für und mit Gehörlosen? Hierzulande existierte so ein Angebot bisher leider nicht. Dies wollten die Sinneswandel gGmbH und der Berliner Jugendverein jubel³ mit Gebärdensprache e.V ändern und veranstalteten im September 2013 im Kino Babylon in Berlin-Mitte die erste deutsche Gebärdensprachfilmwoche. Das Projektteam war eine kreative Mischung aus tauben und hörenden Kinofans unter der Leitung von Vera-Kristin Kögler und Iris Bonowsky von Sinneswandel sowie Andreas Döltgen und Claudia Kermer von jubel³.
Insgesamt 44 Spielfilme, Kurzfilme und Dokumentationen aus vielen verschiedenen Ländern und in den unterschiedlichsten Gebärdensprachen standen an insgesamt vier Tagen auf dem Programm – darunter zum Beispiel das sozialkritische, südkoreanische Drama „Silenced“ über sexuellen Missbrauch an einer Schule für hörgeschädigte Kinder, eine Dokumentation über eine Schweizer Gemeinde mit überwiegend tauben Einwohnern („Das Gehörlosendorf“), ein türkischer Liebesfilm über die Beziehung zwischen einer hörenden Frau und einem gehörlosen Mann („Başka Dilde Aşk“), das Märchen „Rotkäppchen“ in Gebärdensprache und Klassiker wie „Gottes vergessene Kinder“ oder „Jenseits der Stille“. Zu einigen Filmen standen die Filmteams nach der Vorführung dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Alle Filme wurden in Deutsch bzw. Englisch untertitelt, wodurch sie sich explizit auch ein hörendes Publikum richteten. Ein schönes Kinoerlebnis für Taube und Hörende, für Groß und Klein, für Action-Fans und Schnulzen-Liebhaber gleichermaßen – so das Anliegen der Gebärdensprachfilmwoche.
Eine weitere Besonderheit war der kostenlose Filmworkshop für Jugendliche vom 24. bis 27. September im Kinder- und Jugendclub von Sinneswandel in Kooperation mit Mov(i)e – Das mobile Filmprojekt der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Entstanden ist ein toller Kurzfilm mit Namen „BÄMM!“, den man sich anschauen kann.